Michaelsberg

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Michaelsberg
Michaelsberg

Die Wegstrecke des Weltkulturerbelaufes führt auf die Höhen des Steigerwaldes, der mit seinen letzten Ausläufern bis an das Regnitztal reicht. Aufgereiht wie an einer Perlenschnur ragen die legendären sieben Hügel über den Fluss und machen Bamberg zum fränkischen Rom. Als ersten Hügel erklimmen die Läufer den Michaelsberg, der vermutlich bereits weit vor der Bistumsgründung besiedelt war. Schon lange vor unserer Zeit haben also Menschen unter Mühen diesen Berg erstiegen. 1015, kurz nach der Bistumsgründung von 1007, lässt Heinrich hier durch seinen besten Freund, ehemaligen Reichskanzler und ersten Bamberger Bischof Eberhard ein Benediktinerkloster gründen. Obwohl die Mönche durch Urkundenfälschung nachzuhelfen versuchten, erlangte das Kloster nie die Reichsunmittelbarkeit, d.h. die direkte Unterstellung unter den Kaiser. Immer blieb der Bamberger Bischof Herr und hatte das Sagen, was nicht selten zu schwerwiegenden Konflikten führte. Trotzdem gelangte das Kloster rasch zu Ansehen und großer Bedeutung.

Diese Bedeutung erreichte einen ersten Höhepunkt durch einen der bedeutendsten Bamberger Bischöfe, den Hl. Otto I. Die Teilnehmer des Weltkulturerbelaufes, die an den Toren des Klosters vorbeilaufen, können ihn als Statue in überdimensionaler Größe über dem Portal sehen. Er erwählte das Kloster zu seinem Lieblingsort und hat es Zeit seines Lebens sehr gefördert. Seinem testamentarischen Wunsch wurde entsprochen: Er fand sein Grab in der Klosterkirche, die er nach einem Erdbeben 1117 hatte neu erbauen lassen. Bischof Otto I. ist in die Bamberger Geschichte mit einem wahrhaft bewundernswerten Lauf eingegangen. Nicht ausgestattet mit besten Sportschuhen, sondern barfuß und das bei eisigen Wintertemperaturen im Schnee, ist er als gerade gewählter Bischof in die Stadt gezogen. In Demut seiner neuen Heimatstadt gegenüber nahm er in Kauf, dass ihm die Füße aufsprangen und bluteten. Die Überlieferung sagt, er habe daraufhin nach kaltem Wasser verlangt, in dem er seine Füße badete, dennoch habe er sich die Krankheit „Podagra” zugezogen, die ihn dann ein Leben lang quälte. „In sanfter Demut steigt er von dem Pferd, empfängt den Liebesgruß aus aller Herzen, den nackten Fuß setzt er auf schnee’ge Erd’, nicht achtend der Erstarrung und der Schmerzen.”

Das Kloster St. Michael ist bis heute eine der bedeutendsten benediktinischen Anlagen Deutschlands, auch wenn keine Mönche mehr hier leben. Es wurde in der Barockzeit des 18. Jahrhunderts durch die bedeutenden Baumeister Leonhard Dientzenhofer und Balthasar Neumann erbaut. Ältere Teile haben sich nur in der Kirche erhalten, die durch ihre Deckenmalerei berühmt ist. Hier kann man 574 Pflanzendarstellungen sehen, die ab 1612 nach dem damals berühmtesten Herbarium des Matthias Lobelius in das Gewölbe gemalt wurden. Auch die übrige Ausstattung ist bemerkenswert. Zu nennen sind hier besonders die Kanzel und der „Totentanz” der Heilig-Grab-Kapelle, eine Stuckverzierung, die ihresgleichen sucht.

Bedauerlicherweise ist die Michaelskirche wegen Renovierungsarbeiten auf unbestimmte Zeit geschlossen. Von der Terrasse hinter der Kirche bietet sich jedoch ein lohnender Panoramablick über die Stadt. Interessant ist auch das Brauereimuseum mit historischen Gerätschaften rund ums Brauen. Geöffnet Mittwoch bis Sonntag 13 bis 17 Uhr.

Die Altenburg

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Altenburg
Altenburg
Quelle: Heinrich Hoffmann

Die Strecke des Weltkulturerbelaufes folgt zwischen der Villa Remeis und der Altenburg im Berggebiet ein gutes Stück einer uralten Handelsstraße aus der Stadt Richtung Westen. Sie musste den befestigten Domberg umgehen und führte durch die Sandstraße über den Grünhundsbrunnen die Aufseßstraße und Franziskanergasse hinauf. Neben der Jakobskirche gelangte dann der mittelalterliche Reisende auf die Straße, die als „Wildensorger Pass” stadtauswärts führte. Wie in den Alpen wurde diese „Passstraße” auch in Bamberg von einer Burg gesichert. Mit 386,1 Metern ist die Altenburg der höchste Punkt der Stadt. Damit ist das Erlaufen des Altenburger Berges auch die kräftezehrendste Etappe des Weltkulturerbelaufes.

Die Burg wird bereits Mitte des 12. Jahrhunderts als „alt” bezeichnet und ihr Name unterscheidet sie von der offensichtlich jüngeren Burg auf dem Domberg. Ab dem 14. Jahrhundert wird die Altenburg aufgrund ihrer strategisch günstigen Hochlage zur Landesveste ausgebaut und von den Bamberger Bischöfen als Fluchtburg benutzt, wenn es in der Stadt mal brenzlig wurde. Besonders wichtig wurde die Burg in den Religionsunruhen des 16. Jahrhunderts. Oftmals hielten sich die Bamberger Bischöfe am vermeintlich sicheren Ort auf. Genau im Monat unseres Weltkulturerbelaufes, im Mai 1522 trat ein Bischof von der Altenburg eine Reise an, die er sich so wohl nicht gewünscht hatte. Fürstbischof Georg III, ein neuzeitlich denkender Humanist, war in der Burg gestorben und gemäß mittelalterlicher und seiner Ansicht nach sicher überholter Tradition beging man die Totenfeier. Man setzte den Verschiedenen in vollem Ornat auf einen Stuhl und fuhr ihn von der Burg zunächst in den Dom, von dort auf den Michaelsberg, wo in Anwesenheit des Leichnams ein Totenmahl stattfand. Dann ging es weiter zum heutigen Karmelitenkloster, den Kaulberg hinab und anschließend die Schütt (Bereich heutige Karolinenstraße/Katzenberg) hinauf wieder in den Dom, wo für den verstorbenen, im Peterschor sitzenden Bischof eine Messe gefeiert wurde. Hier fand er nach den Feierlichkeiten seine letzte Ruhestätte.

Die ältere Geschichte der Altenburg endet am 19. April 1553. Der gewalttätige Bayreuther Markgraf Albrecht Alcibiades nimmt die Burg ein und lässt sie plündern. Die Bischöfe hatten die kirchlichen Schätze der Stadt auf den Burgberg verbringen lassen. Nach dem sicher übertriebenen Bericht einer Klarissin seien an einem Tag mehr als 400 Ochsenkarren Silbergeschirr, Goldschmuck und andere Kleinodien abtransportiert worden. Am 27. Mai wird die Burg niedergebrannt. Ein standesgemäßer Wiederaufbau erfolgte nicht! 1801 kaufte der fürstbischöfliche Leibarzt Dr. Markus die Burg dem Hochstift ab. Sein Grab befindet sich neben der Zugangsbrücke im Wald. Er war befreundet mit dem Dichter E.T.A.Hoffmann, dem er einen Raum in der Burg als „Klause” zur Verfügung stellte. 1812 wollte Hoffmann auf Einladung von Dr. Markus dort mehrere Wochen zubringen, doch das schlechte Wetter mit Sturm und Regen trieben ihn nach zwei Wochen wieder hinunter in die Stadt und in seine „Theaterrose”. „Der Regen, das in Strömen herabschießende Wasser erinnern mich beständig an den Oheim Kühleborn”, so schreibt Hoffmann von der Altenburg an einen Freund. Der Wassergeist Kühleborn ist der Oheim der Wasserfee Undine. Hoffmanns gleichnamige romantische Oper wurde demnach auf der Altenburg geboren. Sollte also am Tag des Weltkulturerbelaufes Regen fallen, so denke, lieber Läufer, an Kühleborn und Undine. Regen kann sehr inspirierend sein! (Seit 1818 kümmert sich der Altenburgverein um den Erhalt der inzwischen restaurierten Burg.)

Die Obere Pfarre

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Obere Pfarre
Obere Pfarre
Quelle: Heinrich Hoffmann

Unsere Läufer kommen den Stephansberg abwärts aus der Enge der Gasse mit vielversprechenden Namen „Eisgrube“. In diesem Berg lagerte man früher in Kellern das Bier, das mit Eis gekühlt wurde. Doch Bier und Eis sind schnell vergessen, denn es eröffnet sich ein grandioser Blick auf eine der schönsten Kirchen Bambergs. Wie ein Schiff auf hoher See ragt die Obere Pfarre über das Dächermeer des Kaulbergs. Die Obere Pfarre wurde im 14./15.Jahrhundert erbaut und ihr prägnantes Kennzeichen ist der eigenartige Turm. Er trägt ein zweigeschossiges „Penthaus“, in dem bis in die 20er Jahre des 20.Jahrhunderts der Türmer wohnte. Weil er nicht so sportlich veranlagt war, wie Marathon- oder Treppenläufer, zog er es vor, seine Türmerstube nicht wegen jedem „Schieß“ zu verlassen und die vielen Stufen nach unten und wieder hinauf zu laufen. Die Dinge des täglichen Lebens zog er mittels Seilwinde hinauf und ebenso fand auch die Entsorgung statt. Für seine menschlichen Bedürfnisse gab es eine Tonne, die ebenfalls mittels der Winde zur Entleerung abgelassen wurde. Eines Tages löste sich beim Herablassen etwa 6 Meter über dem Boden das Faß aus der Verankerung und zerschellte mit einem lauten Knall auf dem Kirchvorplatz. Dieses Ereignis fand seinen Niederschlag in der örtlichen Presse und blieb deshalb der Nachwelt erhalten.

Die Obere Pfarre ist Wallfahrtskirche zu „Unserer Lieben Frau“ und das Gnadenbild, eine Maria mit Kind aus dem 14.Jahrhundert, macht sich alljährlich einmal auf den Weg. Sie besucht die Pieta der Unteren Pfarre (heute St.Martin) am Grünen Markt und dabei nimmt sie ein Stück des gleichen Wegs, wie die Sportler. Sie hat es allerdings einfacher. Sie wird getragen!

Ähnlich, wie Martahonläufer heutzutage bestimmte Stationen der Wegstrecke anlaufen müssen, so mussten früher Wandergesellen ebenfalls bestimmte „Wahrzeichen“ gesehen haben. Wieder zu Hause, mussten sie dem Zunftmeister davon berichten, damit er den Beweis hatte, dass der Geselle wirklich dort war. So ein Handwerkerzeichen findet sich an der Oberen Pfarre. An der Südseite, genau zwischen Chor und Langhaus ist ein rundes Treppentürmchen eingestellt, über das man früher die Chororgel erreichte. Auf diesem Treppentürmchen hat ein hockender Mann in langer Kutte Platz genommen, der beide Arme zum Himmel reckt. Es ist die Darstellung des unbekannten Baumeisters der Kirche. Der Zahn der Zeit hat arg an ihm genagt, so dass ihm inzwischen beide Hände verloren gingen. In diesen Händen hielt er ein sogenanntes „Düthorn“, in das er hineinblies, um die Fertigstellung seines Werkes, das er zur Ehre Gottes schuf, zu vermelden. Dieses Horn wurde vom Volk als Trinkhorn interpretiert. Zur Erinnerung, dass der Baumeister Haus und Hof vertrunken habe, sei diese Figur entstanden. Weithin sichtbar als Warnung vor solchem Übel sitzt „das Säufermännchen“ über den Dächern der Stadt.

Noch bis in die frühen 60er Jahre hielt er den flaschenartig aussehenden Rest des Düthorns an den Mund. In der Bamberger Lokalzeitung vom 1.Dezember 1962 wird beklagt, dass ausgerechnet wenige Wochen vor Silvester dem sogenannten „Säufermännchen“ seine „Flasche“ abgebrochen sei. Seit diesem Tag ragen die Armstümpfe fast flehentlich in die Höhe: „Gebt, gebt, gebt doch dem Mann am Klavier, noch’n Bier, noch’n Bier….“

Pfahlplätzchen und Lugbank

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Hegel-Haus
Hegel-Haus
Quelle: Heinrich Hoffmann

Am Pfahlplätzchen herrscht ein besonderer Geist, ein phänomenaler Geist. Vielleicht beflügelt er unsere Weltkulturerbeläufer. Dieser Geist wohnte im „Haus zum Krebs“, Nr.1 und hat nichts zu tun mit flinken Füßen, sondern mit einer flinken Feder, doch davon später.

Das Pfahlplätzchen, früher Pfahlmarkt genannt, hat seinen Namen wahrscheinlich von den dort verkauften Stangen und Pfählen, die die am Kaulberg ansässigen Häcker (Weingärtner) zum Binden ihrer Reben benötigten. Bis 1615 trug er den Namen Judenplatz, denn gemeinsam mit der anschließenden Judenstraße war er immer schon eng mit der jüdischen Bevölkerung Bambergs verbunden. Bereits 1098 wird von Juden in Bamberg berichtet. Leider hat dieser Bericht einen wenig erfreulichen Hintergrund, denn es war damals schon zu Judenmorden durch Kreuzfahrer in Bamberg gekommen. Die erste Ansiedlung der Juden dürfte im Bereich des Pfahlplätzchens gewesen sein. 1298 werden erneut 135 Juden durch Kreuzfahrer erschlagen. Wahrscheinlich handelte es sich um die gesamte Bamberger Gemeinde. Doch wieder sammelte sich eine Gemeinschaft am Pfahlplätzchen. Man erbaute eine Synagoge und daran anschließend den Judenhof (umfasste das gesamte Quartier von der Lugbank bis zur Schranne) mit gemeindlichen Einrichtungen wie Tanzhaus oder Schule. Als 1348/49 eine Pest über Europa tobte, schob man den Juden die Schuld an diesem Unglück zu. Aufgrund strenger hygienischer Vorschriften starben weit weniger Juden als Christen, so dass man ihnen einen Pakt mit dem Teufel und Brunnenvergiftungen nachsagte. Es kam zu einer flächendeckenden und sehr nachhaltigen Judenverfolgung. Wieder einmal wurde auch den Bamberger Juden übel mitgespielt. Das Judenviertel wurde Anfang des 15.Jahrhunderts endgültig aufgelöst und „christianisiert“. Die Synagoge baute man zur Marienkapelle um und das stattliche Haus der Nürnberger jüdischen Kaufmannschaft wurde durch das Aufmalen einer großen Madonna zum „Haus zum Marienbild“ (in den 60er Jahren abgerissen, heute durch modernes Studentenwohnheim ersetzt). Die Häuser in der anschließenden Judenstraße wurden nun von Christen bewohnt. Auch in den Judenhof wurden Christen einquartiert. Im ehemaligen Tanzhaus (Nr.1) nahm zunächst der fürstbischöfliche Leibarzt Quartier. Bis 1713 wurde wenig am Aussehen des Tanzhauses verändert. Doch als der Bamberger Adelige Peter Philipp Bauer von Heppenstein das Gebäude erwarb, ließ er es vollständig umbauen und neu ausstatten. Heute hat das Haus Berühmtheit, weil hier 1807/08 die „Bamberger Zeitung“ hergestellt wurde und während dieser Zeit ihr Redakteur, der Philosoph Hegel im Haus wohnte und seine „Phänomenologie des Geistes“ zum Druck brachte.

Die Strecke des Weltkulturerbelaufes führt vom Pfahlplätzchen durch die Lugbank. Hier sei letztlich an eine berühmte Bambergerin erinnert, die zwar sicher nicht schnell laufen konnte, dafür aber schnell mit dem Mundwerk war. Es ist die „Schwertgoschn“ Agnes Schwanfelder, eine Bamberger Marktfrau, die im Haus Nr.10 lebte. Am 4.Oktober 1454 musste sie vor Gericht erscheinen, weil sie während eines nächtlichen Streites ob der Qualität ihrer Waren einen Stiftsherren von St.Gangolf übelst beleidigt hatte. Die Diskussion endete nämlich mit dem Satz der Agnes Schwanfelder „er möge sie im arse lecken!“ Doch nicht genug damit, hob sie zur Demonstration die Röcke und streckte dem pikierten Stiftsherren das nackte Hinterteil entgegen. Urkundlich nachweisbar wurden also die berühmten Worte nicht zuerst von Götz von Berlichingen gesprochen, sondern das Urheberrecht liegt in Bamberg. Lieber Sportler, wenn Dir also während Deines anstrengenden Laufes über die Berge und durch die Täler Bambergs berechtigterweise manch ein Fluch über die Lippen kommt, dann denke nicht verschämt und mit einer stummen Entschuldigung auf den Lippen an unsere Heiligen Heinrich oder Kunigunde, sondern denke an Agnes Schwanfelder.

Schranne und Franziskanerkloster

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Schranne
Schranne
Quelle: Heinrich Hoffmann

Wenn die Weltkulturerbeläufer über die Schranne laufen, befinden sie sich in guter Gesellschaft, denn an diesem Platz trafen sich schon im frühen Mittelalter Menschen, die von weit her gelaufen kamen. Legendär sollen hier nämlich die berühmtesten Reisenden des christlichen Abendlandes, die Heiligen Drei Könige, ihre Spuren hinterlassen haben. Obendrein waren an der Schranne die Franziskaner ansässig, ein Bettel- und Wanderorden, dessen Mitglieder in der Regel in der ganzen Welt herumzogen. Im frühen 14..Jahrhunderten waren die Mönche vom Stadtrand aus der Siechenstraße, wo sie sich bereits 1223 niedergelassen hatten, ins Zentrum an die Schranne umgezogen. Der Umzug konnte stattfinden, weil 1312 der Templerorden vom Papst aufgelöst worden war und die Bamberger Niederlassung an der Schranne frei wurde. 1120 war der Orden der Templer in Jerusalem gegründet worden und wenig später dürfte er sich in Bamberg niedergelassen haben. In der Kirche der Templer an der Schranne sollen 1164 die Leiber der Heiligen Drei Könige bei ihrer Überführung von Mailand nach Köln niedergelegt worden sein. Die Drei – deren Anzahl die Bibel übrigens nicht nennt, auch von Königen ist nie die Rede! – hatten eine weite Reise hinter sich. Nach ihrem gemeinsamen Tod waren sie der Überlieferung nach in Indien, woher sie angeblich stammten, beigesetzt worden. Konstantin d.Gr. überführte ihre Gebeine später nach Konstantinopel. Beim Niedergang des byzantinischen Reiches gelangten sie an den Hl.Eustorgius, Bischof von Mailand. Als Friedrich Barbarossa 1164 Mailand eroberte, wurden die sterblichen Überreste auf Drängen des Erzbischofs Rainald von Dassel nach Köln überführt, wo sie noch heute im Dreikönigsschrein im Dom ruhen. Ihr Weg führte angeblich über Bamberg. Diese Vermutung wird bestärkt, weil auch die den Templer nachfolgenden Franziskaner in ihrer Kirche die Heiligen Drei Könige besonders verehrten. Man besaß Reliquien von ihnen und ab dem 16.Jahrhundert ist sogar ein Dreikönigsaltar nachweisbar. Trotzdem, liebe Weltkulturerbeläufer, sollte über dem Kloster plötzlich ein Stern aufgehen, folgen Sie ihm nicht! Folgen Sie den Routenhinweisen!

Unbequemer als die Weltkulturerbeläufer, weil nur mit einfachen Sandalen bekleidet und weiter her als die meisten Teilnehmer, nämlich aus Italien, kam ein Franziskaner nach Bamberg, der europaweit große Bedeutung erlangte. Es war der Bußprediger Johannes von Capestrano (1386-1456). Er forderte in flammenden Predigten die strenge Einhaltung der Ordensdisziplin und die Einhaltung des Armutsideals. Das Volk rief er zur Verbrennung seiner Luxusgegenstände auf. Der Rat der Stadt musste während seiner Anwesenheit das Kloster bewachen, um den Prediger und seine Parteigänger zu schützen. Die „Capestranotafel“, ein Gemälde von ca.1470, aufbewahrt im Historischen Museum, dokumentiert die dramatischen Geschehnisse.

Die Franziskanerkirche gibt es nicht mehr, sie wurde nach der Säkularisation im frühen 19.Jahrhundert abgerissen. Der so gewonnene Platz wurde zur „Schranne“. So bezeichnete man ehemals Getreide- und Kornmärkte, die auch als Zoll- und Messstätten dienten. Die ehemaligen Klostergebäude werden von städtischen Ämtern genutzt.

Das Böttingerhaus

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Böttingerhaus
Böttingerhaus
Quelle: Heinrich Hoffmann

Durch die Schimmelsgasse kommen die Weltkulturerbeläufer in leichter Steigung zur Judenstraße empor – laufende Emporkömmlinge sozusagen – und blicken auf das Haus eines wahren Emporkömmlings: Das Böttingerhaus. Sein Emporkommen hatte Ignaz Tobias Böttinger aber nicht schweißtreibendem Laufen zu verdanken, sondern seinen zuverlässigen Diensten für den Fürstbischof. Er war der Idealbeamte des Absolutismus: aus bürgerlichen Kreisen stammend, loyal, ergeben, aber machtsüchtig. Unnachgiebig nutzte er seine gewonnene Macht nahezu skrupellos gegen andere aus. Dies beweist ein Schreiben, das seine Schuldner betraf: „ …denen …ist durch ein nachdrucksames Decretum bedeutet zu bezahlen, oder gewärtig zu sein, dass ohnverhofft widrigenfalls gegen selbe einige ihnen allerdings ohnanständige Mittel vorgekehret werden müssten.“ Seinen für bürgerliche Verhältnisse beträchtlichen Reichtum schöpfte er aus einer glücklichen Eheschließung, Einkünften aus Verpachtungen und der Besoldung als Hofbeamter. Mit zunehmenden Einfluss kam es jedoch immer häufiger auch zu „Handsalben“, mehr oder weniger kleinen oder großen Geldgeschenken von Abhängigen, die ihn positiv stimmen wollten.

Ignaz Tobias Böttinger wollte diesen Reichtum und seine Macht auch öffentlich repräsentieren und so beginnt er 1708 mit der Errichtung seines ersten Hauses an der Judenstraße. Der Bau wird großzügig vom Fürstbischof unterstützt und argwöhnisch vom benachbarten Graf von Stauffenberg beäugt, der ab 1711 mit aller Macht versucht, dem Bauherren Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Vor Gericht trägt er u.a. vor, dass das Portal des Böttingerhauses „zu weit vorschießend“ und ihm somit der „Prospect verbauet“ sei. Alle Anklagepunkte wurden abgewiesen, auch die Forderung, dass eine bereits im Garten gepflanzte Baumreihe entlang des Stauffenberg’schen Hauses weiter weg gerückt werden müsse, da sie Licht wegnähme. Die Antwort darauf ist die Dreistigkeit Böttingers, anstelle dieser Bäume eine Mauer errichten zu lassen, die, wenige Zentimeter von der Grundstücksgrenze entfernt, die Fenster nun ganz verdunkelte. Sie steht heute noch!

1712 bezieht die Familie das Haus, doch nur für kurze Zeit. Mögen es die Nachbarstreitigkeiten gewesen sein, die Enge der Straße oder die „sommerliche“ Bauweise des Hauses mit offenem Treppenhaus. 1715 beginnt Böttinger mit dem Bau eines prachtvollen Palais an der Regnitz, heute Concordia genannt, das 1719 bezogen werden kann. Er hinterließ uns damit zwei der schönsten bürgerlichen Barockhäuser in Franken.

Bis zum letzten Atemzug am 30.Juni 1730 diente Ignaz Tobias seinem Herrn. Diesen Atemzug tat er in Nürnberg, wo er sich als Stellvertreter des Fürstbischof am fränkischen Kreistag häufig aufhielt. So rasch die Familie hochgekommen war, so rasch sank sie auch ins Nichts zurück. Bereits die Enkel Böttingers werden nur noch in unbedeutenden Positionen genannt. Die glanzvolle Zeit währte also nicht sehr lange. So scheint es doch gesünder durch Laufen zum „Emporkömmling“ zu werden. Also, liebe Läufer, nicht schwach werden auf Bambergs sieben Hügeln!

Der Hain (Denkmal für den sprechenden Hund Berganza)

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Berganza
Berganza
Quelle: Heinrich Hoffmann

Auf dem Weg zur Buger Spitze entlang des linken Regnitzarmes treffen die Weltkulturerbesportler auf die Figur des Hl.Nepomuk, der direkt neben einem Rundtempel, einer ehemaligen Schutzhütte gegen Schlechtwetter, seinen Platz gefunden hat. Schon früher liefen hier viele Menschen vorbei, allerdings gemächlicheren Schrittes. Man prominierte an schönen Sommersonntagen aus der Stadt nach Bug in eine der beliebtesten Ausflugsgaststätten. Am häufigsten dürfte E.T.A.Hoffmann, der berühmte Dichter und Komponist, an dieser Stelle vorbeigekommen sein. Von Hause aus war Hoffmann Jurist, verlor jedoch mit dem Sieg Napoleons in Preußen seine Stellung im Staatsdienst und übernahm – nolens,volens – die Stellung des Musikdirektors am Bamberger Theater. Von 1808 bis 1813 verbrachte er hier seine „Lehr- und Marterjahre“, denn von allen Seiten machte man ihm das Leben schwer. Zur Ablenkung und zu seinem persönlichen Trost besuchte er regelmäßig die Bamberger Bierkeller, die „Theaterrose“ und erwähntes Ausflugslokal in Bug. Stadtauswärts kräftigen Schritts, auf dem Heimweg oft recht beschwingt. Und so kam es eines Nachts zu einer wundersamen Begegnung: Ich „war schon ein paar Schritte bei dem im Mondschein hell aufschimmernden Standbilde des Heiligen Nepomuk vorüber, als ich mehrmals hintereinander angstvolle Seufzer ausstoßen hörte….Der Ton führte mich hinter den Hl.Nepomuk in das Dickicht hinein bis zu einer Moosbank“. Der Dichter traf auf einen schwarzen, furchterregenden Hund, den er fälschlicherweise dem Tode nahe glaubte. „Ich holte aus dem nahen Fluß Wasser in meiner Hutkrempe und besprengte ihn damit,…worauf er mir …knurrend Zähne wies.“ Berganza, so der Name des Tieres, konnte – sehr zum Erstaunen unseres Poeten – sprechen. „Mir wurde dabei nicht ganz wohl zumute, allein bei einem verständigen Hunde, welcher spricht, und daher ganz natürlich auch das zu ihm Gesprochene versteht, dachte ich, ist mit Artigkeit alles auszurichten. „Mein Herr“, fing ich an, „Sie befanden sich soeben etwas übel; Sie waren, sozusagen, ganz auf den Hund gekommen…Fürwahr, dass sie jetzt …noch was weniges knurren können, haben sie bloß dem Wasser zu verdanken, das ich ihnen mit meinem ganz neuen Hute, mit der augenscheinlichsten Gefahr mir die Stiefel nass zu machen, aus dem nahen Flusse herbeigeholt. Der Hund glaubt nicht an E.T.A.Hoffmanns Freundlichkeit, unterstellt ihm bloße Neugierde, weil er ihn habe sprechen hören. Angst steigt in Hoffmann auf: „Ich suchte dem Hunde darzutun, wie ich sein Geschlecht überhaupt liebe, und in diesem Geschlecht nun wieder insbesondere die Gattung, aus der er entsprossen.“. Es entspinnt sich ein philosophisches Gespräch zwischen beiden, das bis in die frühen Morgenstunden anhält. Beim ersten Lichtschein verliert der Hund seine Sprache. „Ach! Berganza wollte reden, aber die versuchten Worte gingen unter in dem Bellen des gewöhnlichen Hundes. Mit Blitzeschnelle sprang er fort; bald war er mir aus den Augen, aber noch aus weiter Ferne erschallte das Hau-Hau-Hau-Hau und ich wusste, was ich dabei zu denken hatte.“ Stadteinwärts an der Schillerwiese würdigt man die Begegnung des Dichters E.T.A. Hoffmann mit dem sprechenden Hund Berganza mit einem Denkmal. Wie wir jetzt wissen, ist es nicht ganz an der richtigen Stelle plaziert.

Liebe Weltkulturerbeläufer, schimpfen Sie also nicht, wenn Ihnen bei Ihrem Spurt durch den Hain ein bellender Hund an den Fersen hängt, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Denken Sie immer daran: Es könnte Berganza sein!

Das Gärtnerviertel (Mittelstraße)

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Gärtnermuseum
Gärtnermuseum
Quelle: Heinrich Hoffmann

Der Weltkulturerbelauf führt mitten durch das Gärtnerviertel, das in der Besonderheit seiner Siedlungsstruktur wesentlichen Anteil daran hatte, dass Bamberg 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Das Quartier teilt sich in die Untere Gärtnerei entlang der Mittelstraße und die Obere Gärtnerei rund um St.Gangolf. Weniger sportlichen Ambitionen, sondern eher wirtschaftlichen Interessen folgend sind Menschen schon immer durch die Untere Gärtnerei gelaufen. Sie wurde von zwei parallel verlaufenden historischen Fernstraßen durchzogen: Die Hohe Straße (heute Heiliggrabstraße) und die Mittelstraße, die ihren Namen erhielt, als man eine dritte Straße (heute Königsstraße) nahe an den Fluss heranzog, um hier über die Seesbrücke in die Stadt zu gelangen.

Das Gärtnerland entlang dieser Straßen war ab dem 13.Jahrhundert als Rodungsgebiet dem ursprünglich bis an die Regnitz heranreichenden Hauptsmoorwald abgewonnen. Förderlich für den Absatz von Feldfrüchten und Gartenprodukten waren die große fürstbischöfliche Hofhaltung und die günstige Lage Bambergs im Fernwegenetz. Zwiebel- und Gewürzkräuter, Gemüse aller Art, besonders aber Süßholz waren die Produkte der Bamberger Gärtner. Seinen Höhepunkt erlebte das Gärtnerwesen im 19.Jahrhundert, als 22 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebten. Es gab damals 540 Meister und 400 Gesellen.

Die Gärtner waren schon immer ein eigenes Völkchen. Sie unterschieden sich von den „Städtern“ durch ihre Tracht und die Häuser waren und sind einfach. Mit einer großen Wageneinfahrt öffnen sie sich zur Straße. Hinter dem Haus erstreckt sich die Anbaufläche. In der Mittelstraße hat man ein solches klassisches Gärtnerhaus zum Museum umgewandelt.

Bamberger Gemüse kann man unseren Sportlern nur wärmstens empfehlen. Schon für das 18.Jahrhundert ist überliefert, dass Bamberger Zwiebeln und Dörrobst den Vitaminbedarf von englischen Matrosen und Seeleuten deckte. Was kann daran heute falsch sein? Nur Vorsicht! Nicht alles ist leicht verdaulich und manches Gemüse entwickelt ganz schöne Winde. Nicht umsonst hat die Schwarzwurzel den Beinamen „Schießwurz“. Die aus dem Mittelmeerraum übernommene „scorza nera“ spielte lange Zeit bei den Bamberger Gärtnern eine wichtige Rolle. Im 19.Jahrhundert wurde sie als „Skorzonerswurzel“, später als „Stazinäri“ verkauft.

Die Kettenbrücke

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Kettenbrücke
Kettenbrücke
Quelle: Dr. Birgit Dietz

Ein Stück ihres Weges laufen die Teilnehmer des Weltkulturerbelaufes auf einer uralten Handelsstraße, die von Nürnberg nach Erfurt, bzw. von der Adria zur Ostsee führte. In Bamberg wurde diese Straße – die heutige Königsstraße – nahe an den Fluß herangezogen. Eine Abzweigung führte hier über die sogenannte „Seesbrücke“ (heutig Kettenbrücke) in die Stadt. Viele Reisende, Handelsleute, auch Militär benutzten also den gleichen Weg, wie unsere Sportler. Die Überbrückung hat eine sehr wechselvolle Geschichte, an die ein kleines Denkmal am nördlichen Brückenkopf erinnert. 1312 erstmals genannt, war sie immer aus Holz gebaut und dementsprechend von Hochwasser und Eisgang gefährdet. So beschließt Mitte des 18.Jahrhunderts Fürstbischof Anton von Franckenstein diese Gefahr endgültig zu bannen und eine mächtige steinerne Brücke errichten zu lassen. Zur Unterstützung der Finanzierung wurde zunächst der Bierpreis erhöht. Architekt ist Johann Michael Küchel, dem als Berater Balthasar Neumann zur Seite steht. 1771 war eine der prächtigsten Brücken des 18.Jahrhunderts vollendet. Sie war eine Zierde der Stadt und zu Recht waren die Bamberger stolz darauf. Doch das Vertrauen auf die Festigkeit des Bauwerks wurden bald enttäuscht. Ein ungewöhnlich heftiges Hochwasser im Februar des Jahres 1784 machte der Brücke den Garaus. Plötzlich einsetzende Schneeschmelze und gleichzeitiger heftiger Regen führten zu genannter Katastrophe. Zusätzlich hatten sich „Holländer“, mächtige Baumstämme zum Verflößen nach Rotterdam, losgerissen, waren in die Stadt getrieben und legten sich vor den Brücken quer. In einer zeitgenössischen Beschreibung der Folgen des Hochwasser ist zu lesen: „Die Stadt Bamberg ist nicht mehr, wie sie gewesen ist.“ Sensationslüstern waren die Menschen schon immer, denn man liest weiter: „…so haben sich gegen 12 Uhr mehrere hundert Menschen auf die Seesbrücke verfüget, um das schnell anwachsende Gewässer zu sehen. Das Wasser wurde minütlich größer, trat mehr und mehr aus seinen Schranken, die so schweren Eisschilder schwammen zahlreich gegen die Seesbrücke und gegen zwei Uhr nachmittag wurde das Gewässer so groß, so wütend und so schnell, dass die drei Seesbrücker Bögen nicht mehr im Stand waren, das so stark angeschwollene Wasser zu fördern. … Endlich stemmten sich die fürchterlichen Eisschilder so stark und stoßen so hartnäckig an die Seesbrücke, dass denen darauf gestandenen lauthen die Stöße empfindlich waren. … Und was Schrecken! Angst! Und einem Aug fürchterliches! Folgte darauf. Die steinerne Figur fing an sich hin und her zu bewegen, der mittlere Pfeiler zerberstet,… die Bögen trennten sich voneinander und fielen…in den Fluss gänzlich hinein, so dass über 15 auf der Brücken gestandenen Personen, welche zur Zeit gemisset werden, dem Fluss zum Raub wurden. …. Die Seesbrücke war 1752 mit einem Kostenaufwand von 140.000 Gulden gebauet und in einigen Minuten war solche zernichtet und sind nichts als einige Überbleibsel zu sehen.“

Die eingestürzte Brücke wurde zunächst durch eine freitragende hölzerne Anlage ohne Brückenpfeiler ersetzt, gefolgt von einer an Ketten aufgehängten Eisenkonstruktion. 1892 ersetzte man diese Kettenbrücke durch eine eiserne Bogenbrücke und diese nach Sprengung im 2.Weltkrieg 1953 durch eine zweckmäßige Betonbrücke. Doch auch die war bald in die Jahre gekommen. Nun soll bis Ende 2010 eine neue Kettenbrücke fertiggestellt sein.

Das Institut der Englischen Fräulein (Jetzt Maria-Ward-Schule)

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Maria-Ward-Schule
Maria-Ward-Schule
Quelle: Heinrich Hoffmann

Kurvenreich und auf steinigen Wegen führt der Weltkulturerbelauf um das Institut der Englischen Fräulein herum. Genauso kurvenreich und steinig ist auch die Geschichte dieses Ordens und dessen Ansiedlung in Bamberg. Die Gründerin des Ordens, Mary Ward, lebte zur Zeit erbittertster Katholikenverfolgung in England unter Queen Elisabeth I.. Ihre Großmutter verbrachte 14 Jahre in Kerkerhaft. Mary floh nach St.Omer in Flandern in ein Klarissenkloster. Dort gründete sie dann ausschließlich für englische Glaubensflüchtlinge 1609 den Orden der „Englische Fräulein“, der dem Zweck der Bildung und Förderung von Mädchen dienen sollte. Als Tracht wählte sie die englische Witwenkleidung und als Regel nahm sie die Jesuiten zum Vorbild, die über einen „weiblichen Zweig“ ihres Ordens nicht sonderlich begeistert waren. Das für die damalige Männerwelt entsetzliche war, dass man keine Klausur hatte und nur einfache Gelübde (durften heiraten) ablegte. Die Jesuiten konnten zunächst das Verbot ihres unerwünschten Ablegers erwirken, doch erteilte der Papst die Erlaubnis des Weiterwirkens 1632. Aber erst 1703 wurde der Orden offiziell bestätigt.

Ähnlich zäh verlief die Niederlassung der Englischen Fräulein in Bamberg: 1705, zwei Jahre nach der Anerkennung, tauchte im Kreise adeliger Damen erstmals der Gedanke auf, den Orden in Bamberg anzusiedeln. Ab 1708 machte sich Freifrau von Rotenhan zur Wortführerin des Anliegens, doch die Reaktion des Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, enger Freund und Förderer der Jesuiten, und seiner Regierung war sehr zurückhaltend. Ohne offizielle Genehmigung kamen 1716 erste Schwestern nach Bamberg und fanden Aufnahme im Hause Rotenhan in der Kapuzinerstraße (heutiges Gesundheitsamt), aber noch im gleichen Jahr erteilte Lothar Franz von Schönborn, wohl unter gewissen Druck, die Erlaubnis der Niederlassung. Mit der Zeit fanden sich so viele Gönner, dass umfangreiche Grundstücke am Holzmarkt – pikanterweise Tür an Tür zu den Jesuiten – gekauft werden konnten. Wie umfangreich, das merken die Sportler nun beim Umlaufen des Areals. 1724 wurde der Grundstein für die Institutskirche gelegt. Sie beherbergt ein interessantes Bild des Hofmalers Johann Joseph Scheubel d.Ä.. Es zeigt die „Sieben Zufluchten“, die den Mensch vor dem Fegefeuer bewahren. Wenn Ihre Füße also glühen, als seien Sie durch’s Fegefeuer gelaufen, oder wenn Sie sich fühlen wie in der Hölle, liebe Läufer, dann hilft eventuell ein schnelles Stoßgebet vor diesem Altar! Vielleicht verleihen die „Sieben Zufluchten“ Flügel. Wenn nicht, dann haben Sie, liebe Sportler, jedoch immerhin die Gewissheit, dass an diesem Punkt der größte Teil der Strapazen geschafft ist.

Die Jesuiten

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Jesuitenkolleg
Jesuitenkolleg
Quelle: Heinrich Hoffmann

1610 wurden die Jesuiten nach Bamberg berufen, um die Gegenreformation voranzutreiben und die Akademie zu leiten. Man wies ihnen das Kloster der Karmeliten in der Stadtmitte zu. Die Karmeliten hatte man zuvor kurzerhand ausquartiert. Das alte Kloster empfand man rasch als unzureichend und ersetzte es durch einen vollständigen Neubau. Mitten durch diese Bauten führt eine der schönsten Wegstrecken des Weltkulturerbelaufes. Die Sportler queren einen Vorhof und gelangen dann in den prachtvollen Innenhof des Kollegiums. Hier findet sich einer der bemerkenswertesten Bäume der Stadt, eine etwa 200-jährige schwarze japanische Walnuss, die den Hof wie ein Dach überspannt und den Sportlern wohltuenden Schatten spendet.

Die Jesuiten hatten enge Verbindung zu Japan, denn sie engagierten sich dort – wie an vielen anderen Orten der Welt – in der Mission. Aus ihren Missionsländern brachten die sie mit, was ihnen außergewöhnlich und fremd erschien, so auch Früchte und Sämlinge. Auf diesem Weg kam die schwarze Nuss aus Japan nach Bamberg. Leider handelt es sich nicht mehr um den ersten Baum aus dem frühen 18.Jahrhundert, sondern um eine Nachpflanzung. Die Verbindung nach Japan hat vielfach Spuren hinterlassen. Nicht umsonst wird der neben dem Ordensgründer Ignatius von Loyola bedeutendste Jesuit, der Hl.Franz Xaver, als Apostel Japans bezeichnet. Und an den Pfeilern im Innern der Bamberger Kirche findet man obendrein die Statuen der drei japanischen Jesuiten Miki, Goto und Chisai. Sie wurden 1597 im Zuge grausamer Christenverfolgungen in Japan gekreuzigt. Deswegen gab man ihnen als Zeichen ihres Martyriums ein Kreuz als Attribut.

Doch nicht nur in der Mission haben sich die Jesuiten hervorgetan. Auch die Kulturgeschichte wurde durch einen Jesuit, wenn auch auf ungewöhnliche und von ihm sicher nicht beabsichtigte Weise, bereichert. Es war der berühmte Pater Bourdaloue, der in der Jesuitenkirche St-Paul-St-Louis im Quartier Marais in Paris predigte. Dieses Viertel war Schauplatz des höfischen Lebens unter Henry IV. Beeindruckend war die Wortgewalt des Predigers und die Pomphaftigkeit der Gottesdienste. Massen von Menschen, besonders Frauen der gehobenen Gesellschaft, kamen in die Kirche, um Bourdaloue zu hören und zu sehen. Er muss wohl auch äußerlich sehr attraktiv gewesen sein, ein „Medienstar“ bester Güte. Bereits um 5 Uhr morgens begaben sich die Diener in die Kirche, um für ihre Herrschaft die Plätze zur Predigt um drei Uhr nachmittags zu belegen. Um während der oft lang andauernden Gottesdienste nicht den Platz verlassen zu müssen, trugen manche Damen für eventuelle Notdurft ein saucierenähnliches Porzellangefäß bei sich, das im Fall der Fälle benutzt werden konnte. Dieser, der weiblichen Anatomie angepaßte „Pot de chambre“ erhielt pikanterweise den Namen „Bourdaloue“. Man muss nicht bis Paris laufen: Ein besonderes Prachtexemplar eines „Bourdaloue“ kann man in der Porzellansammlung Ludwig im Alten Rathaus bewundern. Also immer schön auf der ausgeschilderten Route bleiben, liebe Sportler.

Am Kranen

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Am Kranen
Am Kranen
Quelle: Heinrich Hoffmann

Schwer zu übersehen sind für die Läufer zwei stattliche Kräne am Ufer des linken Regnitzarmes, kurz bevor sie in die Kapuzinerstrasse einlaufen. Diese Kräne kennzeichnen den alten Hafen Bambergs, der sich schon seit dem Mittelalter an dieser Stelle befand. Als Lagerhaus diente das Erdgeschoss und der Keller des sogenannten Hochzeitshauses. Im 1. und 2.Obergeschoss des Gebäudes befanden sich die städtischen Tanzsäle. Heute wird dieses Haus aus dem 16.Jahrhundert von der Universität genutzt. Hinter dem Hochzeitshaus befindet sich zur Austraße gewandt das ehemalige „Gasthaus zum Wilden Mann“, in dem die Reisenden übernachteten, die in Bamberg mit dem Schiff ankamen oder von hier abreisten. Der berühmteste Reisende, der hier oft eine Bleibe fand, ist Albrecht Dürer. Auch seine berühmte Fahrt in die Niederlande nahm hier ihren Anfang. Es war die einzige Reise, bei der ihn seine Frau begleitete. Das Verhältnis der Beiden stand von Beginn an nicht zum Besten. Zweimal verließ Dürer seine Heimatstadt Nürnberg während einer Pest und floh nach Venedig. Jedesmal ließ er seine Frau zurück. Nun – bereits ein wenig in die Jahre gekommen – sah er sie als praktische Pflegerin auf dieser beschwerlichen, einjährigen Reise an. Doch auch hier scheint sie ihm mehr lästig als willkommen gewesen zu sein. Nur insgesamt 14 Mal aß das Ehepaar zusammen, „sonst hab‘ ich mit mir selbst gessen“, schreibt Dürer. Meistens jedoch war der berühmte Mann eingeladen und verbrachte seine Zeit bei Fürsten, Ratsherren, Bischöfen und Adeligen. Ohne die Frau Gemahlin, versteht sich!

Am Hafen war auch der Kupferhof der Familie Lorber. Das Gebäude diente als Zwischenlager für Kupfer, das nach Nürnberg transportiert wurde. Nürnberg war im gesamten Mittelalter Zentrum der Kupferverarbeitung. Daraus wurden z.B. Drähte gezogen. 1746 wurde das heutige Gebäude errichtet. Die mittelalterliche Hasenpforte, die ihren Namen vom benachbarten Hasenwappen der Familie Hasfurter trägt, wurde dabei integriert. Manch eine Kreatur ging am Kranen auch die letzten Schritte seines Lebens, denn hier befand sich bis ins 19.Jahrhundert der Schlachthof. Das Gebäude ist heute noch gut an dem Ochsen im Giebel zu erkennen. Er ist aus Stein mit einem echten Gehörn und schaut ganz zufrieden in die Welt, denn er hatte das Schicksal seiner lebenden Artgenossen nicht zu fürchten. Scherzhaft lesen wir zu seinen Füßen: „Sogleich ein Ochs und nicht zuvor ein Kalb zu sein, ist gegen die Natur, doch trifft es bei mir ein, da mich des Künstlers Hand zum Ochsen hat gemacht, eh ich in Kälberstand von der Natur gebracht.“ Noch heute befindet sich im Schlachthof die Blutrinne, durch die man die Schlachtabfälle ins Wasser entsorgte. Die Häute der Tiere kamen zu den Gerbern, die Hörner zu den Kammmachern, das Fleisch zu den Metzgern und die Knochen in die Knochenmühlen zur Weiterverarbeitung zu Seife und Leim. Wenn Sie, liebe Sportler, auch das Gefühl haben, Ihre letzten Schritte zu tun und sich fühlen wie in der Knochenmühle, dann denken Sie an kühlendes Wasser, das einstmals hier reichlich floss. Zu reichlich! Eine Hochwassermarke am Hochzeitshaus zeigt die Jahreszahl 1784. Bis über die Haarspitzen wären wir alle versunken, wenn sich eine solche Katastrophe wiederholen würde. Also lieber doch trockenen Fußes weiter!

Klein Venedig

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Klein Venedig
Klein Venedig
Quelle: Heinrich Hoffmann

Der schönste Halbmarathon der Welt führt auch am Leinritt entlang. Von dort hat der Läufer den Blick auf die berühmte Häuserzeile „Klein Venedig“. Diese Bezeichnung taucht erst im 19.Jahrhundert auf. In einem „Handbuch für Reisende auf dem Main“ ist Folgendes zu lesen: „ Bamberg ist ein würdiger Ausgangspunkt für die schönen Gegenden, die wir kennenlernen wollen. Mitten in einem unermesslichen Garten, der dem Auge keinen unbebauten Fleck zeigt, liegt frei und freundlich , aber Achtung gebietend, die alte Stadt der Babenberger mit ihren 2140 Häusern, 19105 Einwohnern, darunter 17380 Katholiken, 1300 Protestanten und 425 Juden. Bald entlockt es unsere Bewunderung durch seine herrlichen Bauten, wir stehen staunend vor seinem Dom, vor seiner Kettenbrücke. Und jetzt? – Sind wir etwa in der Schifferstadt Venedig?? – trägt uns die Gondel mitten durch die Stadt zum Schiffbauplatz…“

1879 erschien in der Carl Hübscher’schen Buchhandlung in Bamberg ein „Zuverlässiger Führer durch die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten mit einer kurzen Chronik“. Hier heißt es „Unterhalb der Unteren Brücke liegt häufig eine stattliche Zahl von größeren und kleineren Schiffen. Dies und die zu beiden Seiten des Flusses aufgebauten Häuser gewähren einen hübschen Anblick, der den höchst seligen König Max II. veranlasste, Bamberg scherzhaft sein bayerisches Venedig zu nennen.“

1898, als feierlich das Denkmal des Prinzregenten Luitpold auf dem Domplatz eingeweiht wurde, wurde der Tag mit einem Fest im Beisein des Prinzregenten in der Concordia beschlossen. „Und immer wieder waren Worte der herzlichsten Anerkennung Sr.königlichen Hoheit des Prinzregenten über diesen Glanzpunkt des heutigen Tages zu hören. Ein Klein Venedig in Bamberg, dies wurde öfter und mit Recht laut.“

Von nun an findet der Begriff Klein Venedig Eingang in die Bambergliteratur und wird zum gängigen Begriff, obwohl sich auch Kritik auftut. Dr.Hans Schneidmadl schreibt im Bamberger Jahrbuch von 1930 „Die Begeisterung für Bamberg muss sich in vorbildlichen Taten erweisen und darf sich nicht mit zweistelligen Vergleichen mit Rom, Prag oder Venedig begnügen. Bamberg ist zwar zahlenmäßig nicht so groß wie diese Städte, aber es ist etwas ganz selbstverständliches, eigenartiges und muss stolz sein, dass es noch eine Fischerei von solch malerischem fränkischen Reiz, aber niemals von venezianischer Art hat.“

Die Häuser am Wasser entstammen verschiedenen Epochen. Die ältesten reichen bis ins 15.Jahrhundert zurück. Einstmals wurden sie von den Bamberger Fischern und Schiffern bewohnt. Die Schiffer legten ihre Wege jedoch bei weitem nicht so beschwerlich und schweißtreibend zu Fuß zurück wie unsere Weltkulturerbeläufer. Ihren Schiffe nutzten entweder die Strömung oder sie wurden von Pferden gezogen. Daher auch der Straßenname „Leinritt“.

Der berühmteste Schiffer in „Klein Venedig“ war der „wilde Babtist“ aus der Familie Messerschmitt, Vater des Flugzeugbauers Willy Messerschmitt. Schon bei der Einfahrt in die Stadt war sein lautes Geschrei bis zum Rathaus zu hören, mit dem er den Leinreiter, der die Pferde dirigierte, antrieb. Hören Sie genau hin, liebe Sportler: Vielleicht hören Sie ihn noch, den wilden Babtist und er beflügelt Ihren Lauf!!!

Elisabethenkirche mit Kreuzwegstation

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Elisabethenkirche
Elisabethenkirche
Quelle: Heinrich Hoffmann

Die Route des Halbmarathon führt durch die Sandstraße vorbei an der ehemaligen Spitalkapelle aus dem 14.Jahrhundert, der Elisabethenkirche. Zur Hl.Elisabeth haben die Bamberger eine ganz besondere Beziehung, ist sie doch die Nichte des Domerbauers, Bischofs Ekbert aus dem Hause Andechs-Meranien. Ihr tragisches Schicksal bewegt noch heute die Menschen: Im Kindesalter kam sie an den thüringischen Hof auf die Wartburg, wuchs mit ihrem zukünftigen Mann, erzogen von der Schwiegermutter, wie Bruder und Schwester auf. Die Liebe war tief. Als Elisabeth mit dem dritten Kind schwanger ist, verstirbt 1227 der Gemahl auf einem Kreuzzug. Elisabeth nimmt die anstrengende Reise nach Bamberg auf sich, um hier den Leichnam in Empfang zu nehmen und ihn das letzte Stück des Weges zu begleiten. Das hatte nichts zu tun mit einem Funlauf!

Ihr Witwengut verwandte Elisabeth, um in Marburg ein Spital zu gründen, das sie selbst leitete. Dort starb sie 1231 im Alter von 24 Jahren. Bereits am 1.Mai 1236 wurde sie –überraschend schnell – heiliggesprochen und verhinderte damit die Einweihung des Bamberger Domes, die für den 6.Mai geplant war. Es war jedoch unmöglich, die zur Heiligsprechung geladenen Gäste, die in etwa den geladenen Gästen der Domeinweihung entsprachen, innerhalb von 5 Tagen mit ihrem gesamten Gefolge von Marburg nach Bamberg zu verbringen. Sportgestählte Marathonläufer hätten das wohl geschafft, aber wohlgenährte Bischöfe und Adelige neigen eher zur Bequemlichkeit. Die Weihe des Domes musste um ein Jahr verschoben werden!

Im Mittelalter begann an der Elisabethenkirche ein Weg, den alljährlich viele Menschen begangen haben. Nicht aus sportlichen Motiven liefen sie den Berg hinauf, sondern aus tief gläubigen Beweggründen. Neben der Kirche nämlich beginnt mit der der „Ausführung aus Pilatus‘ Haus“ ein insgesamt sieben Stationen umfassender Kreuzweg, der am Heiligen Grab in der St.Getreukirche endet. Nach dreijähriger Herstellungsdauer in einer Bamberger Bildhauerwerkstatt wurden die Stationen 1503 aufgerichtet. Der Ritter Heinrich Marschalk von Rauheneck stiftete sie nach einer Reise ins Heilige Land, wo er in Jerusalem die genauen Entfernungen zwischen den Stationen abgeschritten hatte. Besonders interessant ist auf der genannten ersten Station am linken Pfeiler die Ritzzeichnung eines Hackstocks, auf dem eine Hand liegt, über der bedrohlich ein Beil schwebt. Vielleicht kennzeichnete die Darstellung den Friedensbereich des Elisabethenspitals. An einer entsprechenden Darstellung am Rothenburger Spital konnte man lesen: „hie sey verbotten schlagen, hader, unzucht und zank, bey verlierung der rechten hand“. Möglich ist aber auch die Übertragung der Ritzzeichnung vom Stadttor auf den Kreuzweg, denn bis in die Barockzeit stand neben der Elisabethenkirche das sogenannte Sandtor. Die Darstellung der drohenden Verstümmelungsstrafe warnte den Reisenden, der das Tor durchschritt, dass in Bamberg Recht und Gesetz herrschen. Im Falle von Diebstahl oder Landfriedensbruch kam die Strafe zur Anwendung. Das alte Stadttor ist weg, die Weltkulturerbeläufer haben freien Durchgang. Folter, Verstümmelungsstrafen und bestialische Hinrichtungsmethoden, wie z.B. das Rädern brauchen sie nicht mehr zu fürchten, sie sind ebenfalls Geschichte. 1781 wurde die „Tortur“ durch Fürstbischof von Erthal endgültig abgeschafft. Seither gilt: „In dubio pro reo.“ (Im Zweifel für den Angeklagten). Oder in unserem Fall: „In dubio pro cursore“ (im Zweifel für den Wettläufer).

Die Neue Residenz

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Neue Residenz
Neue Residenz
Quelle: Heinrich Hoffmann

Der Domplatz hat heute ein leichtes Gefälle, das sich die abwärts führende Karolinenstraße fortsetzt. Die Sportler werden sich darüber freuen: Die Füße laufen von alleine! Und tatsächlich ist diese Geländeform künstlich geschaffen und diente der Bequemlichkeit. Im Mittelalter war ein Befahren des Domberges mit Kutschen von der Stadtseite her nicht möglich. Diese Möglichkeit wurde erst durch die Anlage der Karolinenstraße im 18.Jahrhundert geschaffen. Der Platz war durch den Bau der Neuen Residenz zum repräsentativen Machtzentrum geworden. Lothar Franz von Schönborn hatte kurz vor 1700 den Bau des Schlosses bei seinem Hofarchitekt Leonhard Dientzenhofer in Auftrag gegeben. Er selbst kam allerdings nicht mehr in den Genuss der Auffahrtsrampe. Sie entstand erst 70 Jahre später, obwohl sie für ihn dringend nötig gewesen wäre. Wie viele seiner Amtskollegen im Bischofsamt hatte er beeindruckende körperliche Dimensionen. Schon im 11.Jahrhundert hatte der Domscholaster Meinhard dem damaligen Bischof Gunther prophezeit, daß man ihn eines Tages würde mit „mechanischen Apparaten“ bewegen müssen. Ganz so schlimm war es bei Lothar Franz wohl nicht, denn er schreibt immerhin an seinen Neffen, dass er jeden Tag etliche Stunden im Garten umherginge. Einem Weltkulturerbelauf wäre er aber sicher nicht gewachsen gewesen, denn er war einer Sucht verfallen, die viele Adelige des Barock ergriffen hatte, der Schokolade. Die Kakaobohne war von den (von ihm besonders geförderten) Jesuiten aus Südamerika eingeführt worden und machte nun der Widerstandsfähigkeit gegen die Todsünde der Völlerei schwer zu schaffen. Lothar Franz hatte jedoch einen Vorteil gegenüber „Normalsterblichen“. Er konnte sich „Absolution während der Sünde“ (frei nach Alphonse Daudet, Briefe aus meiner Mühle) erteilen.

Lothar Franz von Schönborn hielt sich nicht gerne in seiner Residenz auf, denn er hatte häufig Ärger mit seinem Bamberger Domkapitel. So war er weit öfter in seinem zweiten Bistum Mainz oder am Ende seines Lebens in seinem Privatschloss Weißenstein in Pommersfelden, das er sich als einen Lebenstraum durch Johann Dientzenhofer nahe Bamberg errichten ließ.

Im Amt folgte ihm sein Neffe Friedrich Karl von Schönborn, auch Bischof von Würzburg. Sein Würzburger Hofarchitekt entwarf Pläne für die Fertigstellung der Residenz, der bislang noch der linke Trakt zur Vervollständigung einer Dreiflügelanlage fehlte. Es wurde nichts daraus. Nur die Kragsteine an der linken Ecke des Gebäude lassen von der Planung ahnen.

Mit dem Auflösen des Fürstbistums 1802 verlor die Residenz ihre Aufgabe als Regierungssitz. Sie wurde Nebenresidenz der Wittelsbacher und brachte in dieser Funktion noch einmal den Glanz gekrönter Häupter nach Bamberg. König Otto von Griechenland, zweiter Sohn des Bayernkönigs Ludwig I., verbringt seit 1862 hier sein Exil. Er starb 1867 in der Bamberger Residenz und wurde in München beigesetzt.

Heute dient die Residenz als Museum und Staatsbibliothek und die Räumlichkeiten wären bestens für einen Weltkulturerbelauf geeignet. Endlos ziehen sich Gänge, Raumfluchten und Treppen. Arme Lakaien!

Der Dom

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Dom
Dom
Quelle: Heinrich Hoffmann

1007 wurde das Bistum durch das Heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde gegründet. Damit einher ging der Bau eines Domes, der leider 1185 abbrannte. Ein Neubau wurde 1237 geweiht und sofort mit hervorragenden Kunstwerken ausgestattet. An der Spitze stehen Figuren wie der Bamberger Reiter oder die Synagoge. Der Reiter wurde zum Wahrzeichen Bambergs und gehört zu den bedeutendsten Figuren der europäischen Kunstgeschichte. Es handelt sich um König Stephan von Ungarn, der den weiten Weg nach Bamberg genommen hatte, um hier seine Frau Gisela, die Schwester Heinrichs II. zu freien. Weil er noch Heide gewesen sei und keine Kirchen kannte, wäre er ohne Zögern mit dem Pferd in den Dom geritten, so die Legende. Nach langjährigen wissenschaftlichen Forschungen erhärten die Ergebnisse die Deutung des Reiters als Stephan von Ungarn. Ihm wurde 1235 ein Denkmal in Bamberg gesetzt, weil Bischof Ekbert, der Domerbauer, allen Grund hatte, den Ungarn dankbar zu sein. Ekberts Schwester war Königin von Ungarn und nahm ihren Bruder als Exilanten auf, als er Bamberg wegen des Mordes an König Philipp von Schwaben verlassen musste (siehe Kapitel „Alte Hofhaltung“). Auch die nachfolgenden Generationen sparten nicht mit hochwertigen Kunstwerken. So gab das Domkapitel 1499 in der Würzburger Werkstatt des Tilman Riemenschneider ein Grab für das kaiserliche Stifterpaar in Auftrag, das seine letzte Ruhestätte im Dom gefunden hatte. Riemenschneider verziert die Tumba mit Szenen aus dem Legendenleben. Beide Reliefs der Kunigundenseite zeigen Begebenheiten, die in Bamberg stattfanden: Die Pflugscharprobe und das Pfennigwunder. Damit wird die enge Verbindung der Kaiserin zu dieser Stadt dokumentiert.

Oft ist sie über den Domplatz gelaufen, doch gegen einen ihrer Gänge ist der Weltkulturerbelauf ein wahres Kinderspiel. Es war der schwerste Gang ihres Lebens: Zuerst musste sie von ihrem Gemahl die Demütigung erfahren, dass er sie des Ehebruchs verdächtigte. Da eine Frau im Mittelalter nicht eidfähig war und alles Beteuern keinen Sinn hatte, unterwarf sich Kunigunde dem Urteil Gottes. Vor der Hofhaltung wurde ein Feuer entfacht und Pflugscharen zum Glühen gebracht. Barfuß schritt Kunigunde vor den Augen der gaffenden Menge über die heißen Eisen und blieb unversehrt. Was sind schon brennende Füße in heißen Turnschuhen gegen glühende Pflugscharen? Was der Hl.Kunigunde gelang, soll den Weltkulturerbeläufern Vorbild sein: Per aspera ad astra, über steinigen Weg zu himmlischem Triumph!

Diesen himmlischen Triumph, ja mehr noch: paradiesische Zustände können die Sportler denn auch am Fürstenportal sehen. Werfen Sie schnell einen Blick hinauf zum Jüngsten Gericht über der Tür. Zur Rechten des Herrn lachen die Seeligen (besonders die drei ganz in der Ecke), die den Lohn all der Plackerei auf Erden im Himmel erhalten haben. Ein bisschen Trost und Ansporn für müde Läufer. Neben dem Portal sind auf hohen Säulen die beiden Frauengestalten Ecclesia und Synagoge (Kopien), als Vertreterinnen den Alten und Neuen Testaments plaziert.

40 Jahre baute man an den 98 Metern Länge des Domes. In dieser Zeit wechselte die Baumode von Romanik zu Gotik. Vier Türme mit über 75 Metern Höhe geben der Kathedrale Majestät. Künstler und Bauleute aus aller Herren Länder kamen damals zum Bau des Domes nach Bamberg. Er macht im Zusammenspiel mit Hofhaltung und Residenz den Platz zu einem der Schönsten Deutschlands!

Die Jakobskirche

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Jakobskirche
Jakobskirche
Quelle: Heinrich Hoffmann

Ein bisschen schummeln sie schon, die Bamberger, wenn sie ihre sieben Hügel aufzählen, denn die Jakobskirche steht eigentlich auf dem gleichen Bergrücken, wie der Dom. Aus eins mach‘ zwei! Was tut man nicht alles, um auf die römische Vorbildzahl zu kommen. Dass es sich beim Jakobsberg aber wirklich um eine kräftezehrende Steigung handelt, das werden die Teilnehmer des Weltkulturerbelaufes rasch spüren. Sie sind jedoch nicht die Ersten, die hier ins Schnaufen geraten, denn die Jakobskirche ist seit ihrer Gründung im 11.Jahrhundert Ziel zahlreicher Pilger gewesen. Sie war eine der wichtigsten Stationen des Jakobusweges, denn in Bamberg bewahrte man für einige Zeit das Haupt des Hl.Jakob. Die Wallfahrt zum Grab des Hl.Jakobus nach Santiago in Nordspanien gehörte neben der Reise nach Rom und Jerusalem zu den drei wichtigsten Wallfahrten. Den Beinamen Compostela (Sternenfeld) erhielt Santiago, als man das verloren geglaubte Grab des Apostels durch herabfallende Sterne wiederentdeckte. Nahezu gleichzeitig mit der berühmten Kathedrale auf der iberischen Halbinsel gründete 1065 Bischof Hermann I. aus eigenen Finanzmitteln das Jakobsstift in Bamberg. Bischof Hermann war unbeliebt bei den übrigen Domherren, was auf seine geringe Bildung zurückzuführen war. Nicht umsonst war man in Bamberg stolz auf die hervorragende Domschule und den hohen Bildungsstand ihrer Absolventen. Um den „dummen“ Bischof bloßzustellen, veränderte man eine biblische Textstelle, die er im Gottesdienst promt falsch rezitierte: Terra autem erat inanis et vacca (anstelle ‚vacua‘) – Die Erde aber war öd und eine Kuh (anstelle ‚leer‘). Man schaffte sich den unbeliebten Oberhirten vom Hals, indem man ihn der Simonie beschuldigte. Er wurde abgesetzt, gebannt und starb verbittert im Kloster Münsterschwarzach.

Die Jakobskirche in Bamberg und die ehemals vor der Kirchenfassade stehende Leonhardikapelle (Der Hl.Leonhard ist zuständig für die Tiere, die die Pilger begleiteten) stehen am Ausgang der Stadt. Hier führte der Weg nach Westen vorbei an der Altenburg über den „Wildensorger Pass“. Die Kirche aus dem 11.Jahrhundert ist im Wesentlichen noch erhalten. Die Läufer sehen das alte Querhaus mit den romanischen Apsiden. Am Turm entdeckt man das älteste Wappen Bambergs (fr.13.Jhdt.), den Adler der Andechs-Meranier. Die Fassade hingegen wurde im Spätbarock vorgeblendet, um die alte Kirche zu modernisieren. Hoch oben grüßt der Hl.Jakobus mit seiner Jakobsmuschel am Gewand, die die Pilger zum Wasserschöpfen brauchten. Der Weg, den die Pilger im Mittelalter von Bamberg nach Spanien antraten, war um ein Vielfaches länger und anstrengender, als jeder Weltkulturerbelauf! Also: Keine Müdigkeit vorschützen!

Die Domherrenhöfe

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Domherrenhof
Domherrenhof
Quelle: Heinrich Hoffmann

Eines der schönsten Stadtquartiere Bambergs ist der Bereich der Domherrenhöfe, der sich der Alten Hofhaltung bergwärts anschließt. Hinter hohen Mauern herrscht im wahrsten Sinne des Wortes „himmlische Ruhe“. Diese kleinen Paradiese schufen sich die Herren des Domkapitels am dem 13./14.Jahrhundert, als man die „vita communis“, das klösterliche Gemeinschaftsleben im Domstift aufgab. Die Ruhe wurde über all die Jahrhunderte nie gestört. Es gab hier keine Durchgangsstraße mit Händlern oder Pilgern. Der Weltkulturerbelauf bildet eine Ausnahme und ist er vorbei, wird die gewohnte Beschaulichkeit wieder eintreten. Einer der Domherrenhöfe trägt den Namen einer großen Heiligen: Elisabethenkurie.

Elisabeth (1207-31), Nichte des Bamberger Bischofs Ekbert von Andechs, war mehrfach in Bamberg, ob sie sich auch in diesem Hof aufhielt, der im Besitz der Andechser war, sei dahin gestellt. Immer kam sie von weither und immer trug sie schwere Last auf ihren Schultern. Traurige Berühmtheit erlangte die Begebenheit, als sie – schwanger mit dem dritten Kind – den Leichnam ihres auf dem Kreuzzug gestorbenen Mannes an den Toren Bambergs in Empfang nahm, um ihn auf die Wartburg zu begleiten. Vergeblich drängte ihr Onkel auf eine neue Heirat. Während der schweren Erbauseinandersetzungen mit ihrem Schwager fand sie zunächst Obhut im Kloster Kitzingen bei ihrer Tante Mechthild, der Schwester der Hl.Hedwig von Schlesien und nach einem erneuten Aufenthalt in Bamberg brachte Ekbert sie auf die Burg Pottenstein in die Fränkische Schweiz, bevor sie mit ihrem Witwengut in Marburg das berühmte Spital gründete und auch dort verstarb (Weitere Info siehe bei Elisabethenkirche).

Die Alte Hofhaltung

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Alte Hofhaltung
Alte Hofhaltung
Quelle: Heinrich Hoffmann

Die Strecke des Laufes führt durch die „Schöne Pforte“ der Alten Hofhaltung. Wie oft der edle Bistumsgründer Kaiser Heinrich II. den gleichen Weg genommen hat, wissen wir nicht. Es wird aber sehr häufig gewesen sein, denn immerhin lag an dieser Stelle schon im 11.Jahrhundert der Eingang in die Pfalz. Mehr noch! Hier stand die Burg der Babenberger, die Wiege der Stadt. Heinrich II. hatte keinerlei sportliche Ambitionen, wenn er hier lief, aber Mühe hatte er ebenfalls. Nicht wegen der leichten Steigung auf dem Domplatz (die entstand nämlich erst durch eine Baumaßnahme im 18.Jahrhundert) oder dem unebenen Pflaster (das gab es zu seiner Zeit auch noch nicht), sondern wegen einer Gehbehinderung, die ihn an den Stock zwang, wie es Tilman Riemenschneider auch am Kaisergrab im Dom zeigt. An diese frühen Tage Bambergs erinnert nurmehr der letzte Rest eines Turmes neben dem Tor, dessen Thomaskapelle im Untergeschoss 1020 von Papst Benedikt geweiht wurde. Von Rom war es bis nach Bamberg gereist, um hier mit Heinrich II. die Ostertage zu verbringen und hochpolitische Gespräche zu führen. Sie fanden sicher in der Pfalz statt. In dieser Pfalz wurde 1207 auch König Philipp von Schwaben ermordet, der hier der Hochzeit seiner Nichte Beatrix von Burgund beiwohnte. Welch geschichtsträchtiger Boden, der hier von den Läufern überrannt wird!

Im 15. Jahrhundert wurde die heutigen Innenhofbebauung der Alten Hofhaltung errichtet. Gemeinsam mit den mittelalterlichen Gebäuden der Bischofspfalz waren sie aber niemals repräsentativ genug, um den Ansprüchen der hohen Herren gerecht zu werden. Viele Bischöfe suchten durch Umbaumaßnahmen eine Verbesserung der Situation zu erreichen oder nach Alternativen. Mal auf der Altenburg, mal durch den Ausbau des eigenen Wohnhofes, dann durch den Bau von Schloss Geyerswörth und schließlich und endlich im Barock durch den Bau der neuen Residenz. Einer dieser Umbaumaßnahmen verdanken wir im 16.Jahrhundert den zum Platz gerichteten Renaissancetrakt der Alten Hofhaltung und mit ihm die Schöne Pforte. Wie viele Menschen durch sie ein und ausgegangen sind? Manche langsam, ein Fuhrwerk lenkend, andere schnell, als Boten ausgesandt oder als Weltkulturerbeläufer unterwegs. Ein Blick hinauf zur „Schönen Pforte“ lohnt sich, denn die Darstellungen verheißen Labsal für die strapazierten, schwitzenden Sportler. Neben dem Mittenrelief liegen als „Wilder Mann“ und „Wilde Frau“ symbolhaft die Flüsse Main und Regnitz. Die Regnitz mit einem verspielten Putto, der sie frech in den Zeh zwickt und die Lebendigkeit des Flusses andeutet. Der Main mit einem schlafenden Hund, der für seine Trägheit steht, wie denn auch der aus dem keltischen stammende Name Main „träge Schlange“ bedeutet. Liebe Läufer, wenn Sie sich fühlen wie der Hund, dann laufen Sie schnell zur Pferdetränke im Innenhof, die zwar weder von Main noch Regnitz gespeist wird, aber herrlich kühl ist.

Das Alte Rathaus

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Altes Rathaus
Altes Rathaus
Quelle: Heinrich Hoffmann

Das alte Rathaus in Bamberg ist durch seine Lage mitten im Fluß und durch die grandiose Malerei das kurioseste Rathaus Deutschlands. Herzstück ist ein mittelalterlicher Brückenturm. Um von der bürgerlichen Inselstadt in die geistliche Bergstadt zu gelangen, muss man seit alters her durch sein Tor laufen. Im 15.Jahrhundert erweiterte man den Brückenturm zum Inselrathaus.

Eine nette Sage erklärt den Bau im Wasser: Die Bürger in Bamberg hatten immer ein bisschen Schwierigkeiten mit ihrem Bischof. Irgendwann war ihr Stolz so weit gestiegen, dass sie sich ein Rathaus bauen wollten. Nicht auf meinem Grund und Boden, so konterte der Bischof. Schlau entschieden sich die Bürger für die Regnitz als Bauplatz, weil das nicht Grund und Boden des Bischofs sei. Insgeheim schmunzelnd über die Schlitzohrigkeit ließ der Bischof seine Bürger gewähren, bewunderte dann sehr das fertige Rathaus, meinte jedoch, es sei recht schwierig, unter Umständen gar gefährlich für die beleibten Ratsherren, immer mit dem Boot zum Rathaus zu gelangen. Nein, nein, man wolle ja noch Brücken bauen. Der Bischof lachte und sagte: „Aber nicht auf meinen Grund und Boden“. Nach einigen beschwerlichen Wochen des Übersetzens ließ er sich erweichen und die Brücken konnten gebaut werden. Was für ein Glück für unsere Weltkulturerbeläufer, dass eine Einigung erzielt werden konnte, sonst hätten sie womöglich durch die Regnitz schwimmen müssen. Die Verbindung zwischen Insel und Bergstadt, die durch diesen Brückenschlag gelang, ist altehrwürdig. Immerhin kamen schon in frühen Kindertagen die wichtigsten Gäste Bambergs über diese Brücken, z.B. 1020 Papst Benedikt VIII. Ehrenvoll wurde er durch den Gesang eines Chores begleitet. Dieser Luxus wird unseren Sportlern nicht zuteil, aber vielleicht hört doch der eine oder andere die Englein singen, weil er sich inzwischen die Füße wund gelaufen hat.

Das kann dem kleinen Putto am Rathaus nicht passieren, der keck sein dralles Beinchen aus der Fassade reckt. Der Künstler Johann Anwander, der Mitte des 18.Jahrhunderts das altmodische Fachwerkrathaus barockisierte, hat hier einen bewussten Blickfang gesetzt. Der kleine Putto mit dem auffälligen Beinchen zeigt mit der rechten Hand auf eine Kartusche, auf der die Malersignatur geschrieben steht. Jeder Mensch sollte als Erstes diese Signatur sehen und zur Demonstration, dass es sich um den Namen eines Malers und nicht womöglich eines Architekten handelt, ist hinter den Putto noch eine Farbpalette mit Pinsel gesetzt.